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    2 days ago

    Erwachsenen können häufig nicht lesen und nicht schreiben, noch nicht einmal in ihrer Muttersprache

    Könnte ein Leben ohne Lesefähigkeit auch positive Seiten haben?

    https://home.uni-leipzig.de/burr/Historisch/images/Platon_Schrift.htm

    Gut. Gehört also habe ich, in der Gegend von Naukratis in Ägypten habe es einen der alten Götter des Landes gegeben, der, dem auch der Vogel heilig ist, den sie Ibis nennen; und der Gott selbst heiße Theuth. Der also habe Zahl und Rechnen entdeckt und Geometrie und Astronomie, ferner Brett- und Würfelspiele, und so denn auch die Buchstaben.

    König nun von ganz Ägypten war damals Thamus in der großen Stadt von Oberägypten, die die Griechen das ägyptische Theben nennen; und Thamus nennen sie Ammon. Zu ihm also kam Theuth, führte ihm seine Künste vor und meinte, sie müßten unter den Ägyptern verbreitet werden. Thamus aber fragte nach dem Nutzen einer jeden, und als Theuth ihn erläuterte, kritisierte und lobte er, was immer von diesen Erläuterungen ihm gut oder nicht gut zu sein schien. Da nun soll Thamus zu Theuth für jede einzelne Kunst vieles zum Lob und zum Tadel gesagt haben, was durchzugehen zu lang würde.

    Als er aber bei den Buchstaben war, sagte Theuth: “Dies ist, mein König, ein Lehrgegenstand, der die Ägypter klüger machen und ihr Gedächtnis verbessern wird. Denn meine Erfindung ist ein Mittel für Gedächtnis und Wissen.” Doch der König antwortete: "Theuth, du Meister der Künste: einer hat die Fähigkeit, die Produkte der Kunst herzustellen, ein anderer aber kann beurteilen, in welchem Maße sie Schaden bringen und Nutzen für die, die damit umgehen sollen. Und jetzt hast du, weil du der Vater bist der Buchstaben, aus Zuneigung das Gegenteil von dem gesagt, was ihre Wirkung ist. Denn diese Erfindung wird in den Seelen derer, die sie erlernen, Vergeßlichkeit bewirken, weil sie ihr Gedächtnis nicht mehr üben; denn im Vertrauen auf Geschriebenes lassen sie sich von außen erinnern durch fremde Zeichen, nicht von innen heraus durch sich selbst. Also hast du ein Mittel nicht für das Gedächtnis, sondern eines für die Erinnerung gefunden.

    Was aber das Wissen angeht, so verschaffst du den Schülern nur den Schein davon, nicht wirkliches Wissen. Denn da sie durch deine Erfindung vieles hören ohne mündliche Unterweisung, werden sie sich einbilden, vieles zu verstehen, wo sie doch gewöhnlich nichts verstehen, und der Umgang mit ihnen ist schwierig, da sie überzeugt sind, klug zu sein, es aber nicht sind." -

    Der Text hat noch weitere Argumente.

    Wer an Schrift glaubt, kann hoffentlich auch ein Argument aufschreiben statt nur runterzuwählen.

      • plyth@feddit.org
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        2 days ago

        Ist halt ein Absatz im Original. Es ist auch nur ein Gedankengang. Die weiteren Schlussfolgerungen, in eigenen Absätzen, gibts auf der verlinkten Seite.

        Aber stimmt schon, zur Lesbarkeit sollte ich es anpassen.

    • gandalf_der_12te@discuss.tchncs.de
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      3 days ago

      Das ist ein lustiges Argument (upvote dafür) aber die Vorteile der Schrift sind halt so überwältigend dass selbst eine verminderte Gedächtnisleistung dagegen unbedeutend ist.

      Schrift ermöglicht nicht nur den Wissenstransport durch die Zeit, sondern auch durch den Raum. Durch Schrift wird es möglich, zu wissen, was jemand ganz weit weg sagt und denkt, und das ist so viel wert. Denn dadurch kann globale Kohärenz geschaffen werden, große Reiche existieren, und weltweite Verständigung existieren. Und das prägt die Welt so sehr, dass man sogar die Geschichte der Menschheit mit der Geschichte der Schrift gleichsetzt (also ich zumindest neige dazu). Denn alle großen Reiche, die Erinnernswertes hinterlassen haben, nutzten die Schrift als ihren wesentlichen Kulturträger dazu.

      • plyth@feddit.org
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        3 days ago

        Danke. Persönlich bin ich auch für Schrift, sehe Analphabetismus aber nicht als Integrationshürde.

        Die Geschichte der Schrift kann auch ein Zwischenschritt sein. Wozu Schrift, wenn es Videotelefonie gibt?

        Wenn es um die Integration verschiedener Kulturen in eine gemeinsame Wirtschaft geht, dann sollte die Frage sein, was Menschen können und nicht, was sie nicht können. Es gibt genug Berufe, für die man nicht lesen können muss.

        Das Problem des mangelnden Schulabschlusses ist wahrscheinlich mehr die fehlende Disziplinierung als die fehlende Fähigkeit zu lesen.

          • plyth@feddit.org
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            2 days ago

            Alles, was im Mittelalter ohne Lesen ging, geht auch jetzt ohne Lesen.

            • Loui@feddit.org
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              2 days ago

              Nachtwächter? Aber im Ernst: mir ist nichts eingefallen und ich habe deshalb die ki gefragt. Die sagt im Prinzip: Hilfstätigkeiten. Man muss doch immer irgendwann eine Anweisung, Anleitung, Aufmaß oder Rechnung lesen oder nicht? Ich lasse mich gerne überzeugen.

              Umso tragischer für die, die Schwierigkeiten damit haben.

              • plyth@feddit.org
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                22 hours ago

                Das kann alles das Handy vorlesen. Wenn man will, kann man den Analphabeten Hindernisse in den Weg legen, man muss es aber nicht.